Mit einer ungewöhnlichen und für einige sogar provokanten Aktion werden im Moment die Schülerinnen und Schüler am Deggendorfer Comenius-Gymnasium und der örtlichen FOS/BOS auf das Thema Rassismus aufmerksam gemacht. Das Ganze findet an einem Ort statt, den jeder von uns aus dem Alltag kennt, aber an dem man normalerweise nicht mit politischen Themen konfrontiert wird – der Toilette. Dort findet man seit einer Woche Toilettenpapier, das mit verschiedenen darauf gedruckten Aussagen Informationen zum Thema Rassismus gibt. So erfährt man zum Beispiel, dass „Othering“ die Hervorhebung der eigenen sozialen Gruppe im Vergleich zu vermeintlich „anderen“ ist, oder, dass die Frage „Woher kommen deine Eltern?“ beispielsweise für nicht-Weiße Menschen kein gelungener Gesprächseinstieg ist.
Der Anstoß zu dieser Aktion kam über den Kontakt mit dem Rapper David Mayonga aka Roger Rekless, der zu seinem Buch „Ein N***** darf nicht neben mir sitzen“ kürzlich einen Vortrag am Comenius-Gymnasium gehalten hat (die PNP berichtete). Gemeinsam mit KollegInnen startete er im Herbst 2020 ein Crowdfunding unter dem Titel „Rassismus ist für’n Arsch“, um 100 000 Packungen „Antirassistisches Klopapier“ vorzufinanzieren. Das Design gestalteten KünstlerInnen aus der BIPoC-Community und der Gewinn aus dem Verkauf geht an verschiedene Stiftungen, die sich gegen Rassismus engagieren. Die Idee dahinter: Jeder, der nicht täglich mit rassistischer Diskriminierung konfrontiert wird, ist dafür verantwortlich, sich mit der eigenen Rolle in diesem System auseinanderzusetzen, Vorurteile zu hinterfragen und seine Privilegien wahrzunehmen. Einen Beitrag dazu sollen die Informationen und Anregungen auf dem Klopapier leisten.
Die Möglichkeit zur Umsetzung dieser ungewöhnlichen Aktion bekamen die Schulen über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“, das die Anschaffung des Toilettenpapiers finanziell übernahm. Nicht zum ersten Mal unterstützte damit das Programm die Aktionen der beiden „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“. An den Schulen hat der neue Lesestoff auf der Toilette schon für anregende Diskussionen gesorgt, die hoffentlich dazu beitragen, das gesetzte Ziel zu erreichen. Denn wie auf einem Blatt steht: „Es reicht nicht aus, ‚keine Rassistin‘ zu sein, wir müssen ‚Antirassistinnen‘ sein.“
Patrizia Gillner (Comenius-Gymnasium) und Anna Hench (Aloys-Fischer-Schule)