Was brauchen Schüler, um im 21. Jahrhundert für das Leben gewappnet zu sein? Und wie können ihre Lehrkräfte sie darauf vorbereiten? Diese Fragen bilden unteranderem die Grundlage für das neue ERASMUS+-Projekt, an dem die Berufliche Oberschule Deggendorf zusammen mit 8 weiteren Schulen aus EU-Staaten bzw. aus La Réunion an neuen Ansätzen und Methoden feilt.
Zum ersten Treffen mit allen Teilnehmern reisten die Koordinatoren OStRin SabineErnst und OStR Stefan Naber zunächst ins niederländische Tilburg. Dort trafen Kolleginnen und Kollegen aus den Niederlanden, Belgien, Liechtenstein, Luxemburg, Spanien, Norwegen, Finnland und La Réunion aufeinander und konnten sich über ihre jeweilige Situation und die Besonderheiten von „Schule“ austauschen. Dabei erfuhr man z.B. auch Interessantes über ganz spezielle Schultypen wie z.B. die Time-Out Schule in Liechtenstein, die sich mit Schülerinnen und Schülern beschäftigt, die im Regelschulbetrieb nicht beschulbar sind, oder die Nieuwste School in Tilburg, die den Schülern sehr viel Freiheiten in der täglichen Unterrichtsgestaltung gibt.
Das Projektthema „Future Skills 21“, das auf innovative wie effiziente Lehr- und Lernmethodensowie neue Formen der Beurteilung von Schülerleistungen zielt, wurde in den 5 Tagen des Aufenthalts intensiv bearbeitet. Bei unterschiedlichen Vorträgen und Schulbesuchen konnten die Lehrkräfte ihre Erfahrungen mit anderen Ansätzenspiegeln. Internationale Dozenten präsentierten in Tilburg
- Simulise, eineLernplattform, auf der Lehrer und Schüler gemeinsam Projekte und Aufgabenbearbeiten sowie sich gegenseitig beurteilen können,
- eine Studie und Ansätze zum Deep learning, einer Methode, bei der v.a. die innere Motivation der Schüler beim Lernen gefördert wird
- die Erläuterung der Vorgehensweise an der Nieuwste School, an der den Schülern z.B. ein Mitbestimmungsrecht bezüglich der Lerninhalte eingeräumt wird und wo Lehrer und Mentoren die Lernenden ganzheitlich begleiten. Auch mit Schülern fand ein Austausch über ihre Erfahrungen während einer Schulhausführung statt.
Im 2. Teil der Veranstaltung, die im belgischen Löwen stattfand, stand ein Besuch des Future Classroom Lab in Brüssel aufdem Programm. In diesem von EU-Geldern bestens ausgestattetem Raum konnten verschiedene Unterrichtsformen mit einem auch räumlich völlig ungewöhnlichen Konzept erprobt werden. Dabei fiel besonders auf, dass die typische Klassenzimmer-Architektur aufgebrochen wurde: In dem Raum gibt es verschiedene Zonen, z.B. für Recherche oder Präsentation. Und selbstverständlich – die Digitalisierung lässt grüßen – auch Laptops für jeden Schüler/Lehrer. Auch eine spezielle Methode zum Fremdsprachenunterricht bei Anfängern (AIM-Methode) wurde von Experten der Universität Groningen vorgestellt und erprobt. Schließlich gewährten die gastgebenden Kollegen des Miniemeninstituut aus Löwen Einblick inProjektarbeit, bei dem die beteiligten Schüler ihr aktuelles Thema „Oppression“ und ihre Herangehensweise vorstellten.
Insgesamt hinterließ der Besuch bleibende Eindrücke und das Gefühl, bereits vieles richtig zu machen. Nichtsdestotrotz stellt sich auch die Erkenntnis ein, dass nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer ständig dazulernen können und sollen. Im Rahmen des ERASMUS+-Projekts sollen nun weitere Treffen mit Schülern folgen sowie eine gemeinsame Toolbox mit Unterrichtsmaterial sowie Bewertungsmethoden entstehen. Die nächste Reise wird Lehrer und Schüler der Aloys-Fischer-Schule nach Luxemburg führen, wo sie weiteres Rüstzeug für die Zukunft erhalten, aber auch den europäischen Gedanken mit Leben füllen sollen.