„Hola, me llamo…“. So begann unsere Vorstellungsrunde mit der spanischen Studentin Josefina Ghildolfo Romero, die für vier Unterrichtsstunden die Klasse F13 TIW besuchte. Josefina studiert in Madrid Jura und internationale Beziehungen und wir luden sie zu uns ein, um Einblicke in das Alltagsleben spanischer Jugendlicher zu bekommen. Zu Beginn unseres Treffens waren wir überwiegend der Meinung, dass das Leben in Spanien für uns größtenteils entspannter sein könnte als in Deutschland.
Nachdem wir uns alle kennengelernt hatten, nahm Josefina uns mit auf eine virtuelle Reise durch Spanien und die Hauptstadt Madrid. Sie zeigte uns bekannte Sehenswürdigkeiten, wie etwa den Park El Retiro oder Puerta del Sol und anschließend die geographischen Besonderheiten ihres Heimatlandes. Wer hätte gedacht, dass es im Süden Spaniens, in der Sierra Nevada in Andalusien, die größte Schneegarantie im Winter gibt? Besonders die Fußballfans unter den Schülern konnten Josefina gleich zu Beginn mit ihrem Wissen zu spanischen Städten beeindrucken, da jeder noch so kleine Austragungsort eines Fußballspiels zielgenau auf der Landkarte lokalisiert werden konnte. Bei dem nachfolgenden interaktiven Quiz zur spanischen Sprache und Kultur stellten wir erfreut fest, dass wir im dritten Jahr Spanischunterricht schon mit sehr solidem Grundwissen in den Bereichen Wortschatz und Landeskunde punkten konnten.
Für uns besonders interessant war das Thema soziale Medien und deren Nutzung durch Jugendliche in Spanien im Vergleich zu Deutschland. Sowohl in Deutschland als auch in Spanien nutzen Jugendliche verschiedenste soziale Medien regelmäßig, um sich zu informieren, mit Freunden auszutauschen oder auch um einfach mal vom Schulalltag abzuschalten. Was uns jedoch sehr überraschte, ist die Tatsache, dass sogar die Generation unserer Großeltern in Spanien ein bis zwei Accounts in sozialen Netzwerken regelmäßig nutzt, um mit den Enkelkindern und dem Rest der Familie in Kontakt zu bleiben.
Spanier lieben Musik. Man hört die Lieder spanischer Künstler an vielen Straßenecken und abends auch in den meisten Bars. Josefina stellte uns daher drei derzeit sehr beliebte Lieder unterschiedlicher Musikrichtungen vor, ließ uns die Liedtexte dazu ergänzen und überraschte mit der Interpretation zu den auch bei uns sehr bekannten Liedern. Unseren Musikgeschmack traf sie dabei passgenau und die wirklich Hartnäckigen unter uns schafften es sogar, bei zwei Liedern nahezu alle fehlenden Wörter und Zeitformen richtig zu ergänzen. Für den Rest der Klasse war es beruhigend zu wissen, dass sogar für spanische Muttersprachler einige wenige Liedtexte aufgrund der Dialektvielfalt nicht immer auf Anhieb komplett verstanden werden.
Zusätzlich zum Musikgeschmack entdeckten wir im Laufe der vier Stunden noch viele andere Gemeinsamkeiten spanischer und deutscher Jugendlicher. Ernüchtert kamen wir zu dem Ergebnis, dass sich das Alltagsleben für uns in Spanien auf keinen Fall einfacher gestalten ließe, da die Schultage in der Oberstufe ebenfalls sehr lang und die Ferien und freie Zeit begrenzt sind. Uneinig sind wir uns in Zukunft wohl nur hinsichtlich der Frage weltbestes Fußballteam. Real Madrid oder FC Barcelona? Ebenso wie in unserer Klasse sind die Meinungen dazu nämlich auch in ganz Spanien sehr gespalten.
Das Programm Europa macht Schule ermöglicht internationalen Austauschstudenten den kulturellen Austausch mit deutschen Schülern. Als eine von fünf Universitäten in Bayern unterstützt die Universität Regensburg ihre Gaststudenten aus dem Ausland dabei, einer deutschen Schulklasse ihr Heimatland näherzubringen und ermöglichte den Besuch von Josefina in Deggendorf.
K. Kinseher