Das Bild einer Traumstadt wird Realität
Gemeinsam mit den beiden Französischlehrkräften OStRin Kreilinger und OStR Naber machten sich 21 „AFS-Franzosen“ auf, eine Stadt, die jeder zu kennen glaubt, nun wirklich kennen zu lernen. Per umweltfreundlichem Zug startete man in Plattling und nur wenige entspannte Stunden später wurde die Gruppe am Gare de l’Est wieder ausgespuckt und in die französische Hauptstadt entlassen.
Unterkunft fand man in La Villette, einem der schönsten Teile von Paris, gelegen an Kanälen und einem künstlichen Bassin. Hier reihen sich Bars, Restaurants und sonstige Unterhaltungsmöglichkeiten aneinander und da derzeit die sommerliche Aktion Paris Plage läuft, pulsierte hier das ebenso großstädtische wie entspannte Pariser (Nacht)Leben.
Zum ersten offiziellen Programmpunkt begab man sich an den Fuß des Eiffelturms, der – obschon 1000 Mal gesehen – in natura immer wieder einen unvergesslichen Anblick bietet. Manche Schülerinnen und Schüler nutzten im Verlaufe der Fahrt noch die Gelegenheit, um Paris aus einer Höhe von 327 Metern erleben zu können. An diesem Spätnachmittag erkundete die Reisegruppe jedoch einige der Hauptattraktionen von der Seine aus an Bord eines Ausflugsschiffs. Vorbei an Grand Palais, Louvre und Musée d’Orsay führte die Route auch um die Ile de la Cité herum, auf der die zu trauriger Noch-mehr-Berühmtheit gekommene Kathedrale Notre-Dame de Paris den schweren Beschädigungen zum Trotz ihre ganze Pracht und Glanz verströmte.
Der zweite Tag stand zunächst im Zeichen einer digitalisierten Schnitzeljagd – oder modern ausgedrückt eines Geocachings, das die SchülerInnen in kleineren Teams auf den Spuren von Gustave Eiffel quer durch Paris führte, wo an einzelnen Stationen Aufgaben gelöst und Infos beschafft werden mussten, die schließlich für die Lösung einer abschließenden Frage benötigt wurden. Die Teams arbeiteten hart, fuhren viel mit der Métro, rannten ewig lange Strecken und mussten sogar gelegentlich mit Einheimischen sprechen. Trotz alledem erreichten alle Teilnehmer die richtige Endstation, wo sie von ihren Lehrern/Peinigern mit kostbaren Preisen für die Mühen belohnt wurden. Am Nachmittag stand ein Ausflug in die großen und weltberühmten (Luxus)Kaufhäuser Galeries Lafayette und Au Printemps auf dem Programm, wo man erfahren konnte, dass das Preisniveau in Weltstädten manchmal eben auch auf Weltniveau liegt.
Tag 3 brachte die Schüler in die Welt des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Heute wie damals ist Versailles ein Ort geschäftigen Treibens, wenngleich seinerzeit sicher weniger asiatische Touristengruppen, typisch deutsche Nörgler und Schlangendrängler sowie genervte Schulklassen durch die Gänge huschten. Aber ein Ort, an dem mehrfach Weltgeschichte geschrieben wurde (u.a. 1871 oder 1919), und der so beeindruckende Räume wie die Galerie des Glaces (den „Spiegelsaal“) zu bieten hat, darf natürlich auf keiner Studienfahrt fehlen. Den Nachmittag verbrachte man nach einer kleinen Odyssee mit der Besteigung des Arc de Triomphe, der einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt und einen ebenso atemberaubenden Einblick in den Verkehr derselben erlaubt, wenn auf dem Riesen-Kreisverkehr ein wie von Zauberhand geleitetes Ballett von kreuz- und querstehenden Autos ohne jegliche Verkehrsführung und doch ohne nennenswerte Unfälle zur Aufführung kommt.
Am Schlusstag schnupperte man die Luft des oft besungenen Künstler- und Vergnügungsviertels Montmartre mit der unvergleichlichen Kathedrale Sacré Cœur. Die Schätzungen zum Baubeginn dieses Wahrzeichens reichten vom Jahr 600 bis in die jüngere Vergangenheit. Verblüffend, dass dieser prachtvolle Bau tatsächlich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Der nachmittäglich geplante Besuch im Louvre musste – wegen der dem übermäßigen Andrang geschuldeten Schließung – gestrichen werden. Das Ersatzprogramm konnte dafür aber mehr als entschädigen: Im Musée d’Orsay befinden sich Bilder und Skulpturen, die ebenso von Weltrang sind wie die berühmte Schwester namens Mona Lisa im Louvre. Von van Gogh über Monet bis hin zu Möbeln des Art Nouveau beeindruckt dieses Museum auch mit seiner Architektur. Als Aufruf an die Museumsmacher und -betreiber in Deutschland könnte man nun anführen, dass junge Europäer unter 25 in allen nationalen Museen und Monumenten in Frankreich freien Eintritt haben – eine Tatsache, die evtl. der Kulturverdrossenheit junger Menschen auch hierzulande entgegenwirken könnte. Man ließ den Tag schließlich mit einem gemeinsamen Abendessen und einem Besuch bei Paris Plage ausklingen.
Was haben die Teilnehmer dieser Studienfahrt nun effektiv gelernt? Jahreszahlen? Königsnamen? Französisch gar? Wohl eher nicht. Dafür aber, wie man sich in der Metropole bewegt, dass es durchaus auch nette Franzosen gibt und dass das Erlernen einer Fremdsprache nicht nur dazu dient, eine erforderliche Note für einen Schulabschluss zu bekommen. Hoffentlich, jedenfalls…
Avec un petit clin d‘œil
Stefan Naber, OStR (Bericht) / Verena Scholz (Fotos)