Die Aloys-Fischer-Schule auf dem Weg zu Bildung 3.0
Es ist noch gar nicht so lange her, da hatten Mobiltelefone an bayerischen Schulen einen eher schlechten Ruf und galten als Geräte, die man am besten völlig aus dem Klassenzimmer verbannt oder nur mit spitzen Fingern anfasst. Man befürchtete Ablenkung, Missbrauch zum Mobbing und andere negative Auswirkungen mehr. Natürlich ist das alles nicht von der Hand zu weisen, alle diese Risiken bestehen und gerade deshalb bedarf es eines reflektierten und kritischen Umgangs mit mobilen Endgeräten im Bildungsbereich. Diese mobilen Digitalgeräte, zu denen neben Smartphones auch Tablets und Notebooks gehören, deswegen ganz aus einem modernen Unterricht auszuschließen, scheint in einem Zeitalter, in dem die Wirtschaft schon bei Industrie 4.0 angelangt ist, wenig sinnvoll. Die bayerische Staatsregierung und das Kultusministerium haben aus diesem Grund das Projekt „Digitale Bildung in Schule, Hochschule und Kultur“ ins Leben gerufen, um auch den Bildungssektor fit für die digitale Zukunft zu machen.
Diesem Ziel fühlt sich auch die Aloys-Fischer-Schule verpflichtet, die schon seit einigen Jahren im Rahmen des Projekts „Referenzschulen für Medienbildung“ den Einsatz digitaler Medien und der digitalen Lernplattform Mebis erprobt und pädagogische Konzepte dafür entwickelt. In diesem Jahr wurde das neue Projekt „Mobiles Lernen mit Tablet und Smartphone“ ins Leben gerufen. In der 11. Jahrgangsstufe der Berufsoberschule wird unter Leitung von OStR Michael Feidel gemeinsam mit StRin Nicole Jungwirth der Einsatz von Smartphones im Unterricht erprobt. Dabei wurde das Prinzip „Bring in your own device“ (BYOD) verfolgt. Aufgrund der Altersstruktur der Schüler ist eine vollständige Ausstattung mit eigenen Geräten gegeben. In der Klasse werden jetzt beispielsweise statt Arbeitsblättern in Papierform entsprechende Dateien per QR-Code über das WLAN auf die Smartphones der Schüler übertragen, digitale Apps eröffnen neuartige Übungsmöglichkeiten, Videos und Audiodateien können z.B. in der Fremdsprache eingesetzt werden und die Internetrecherche zu verschiedenen Themen sowie die Nutzung der Wikipedia oder des Wörterbuchs Leo sind just in time umsetzbar.
Digital zu arbeiten bedeutet bei diesem Konzept nicht mehr, einen Computerraum aufzusuchen. Das Smartphone wird zum selbstverständlichen digitalen Arbeitsgerät und ergänzt die traditionellen Medien vor Ort im Klassenzimmer. Dies alles ist möglich, da diese Geräte aufgrund der technischen Entwicklung in ihrer Leistungsfähigkeit mit traditionellen Computern gleichgezogen haben und die Schule eine entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stellt. Im gesamten Schulgebäude gibt es ein abgesichertes WLAN für Unterrichtszwecke, dessen Verfügbarkeit für die Schüler durch den Lehrer kurzfristig hergestellt werden kann. Smartphones und Tablets eignen sich aufgrund ihrer Konzeption (Mobilität, intuitive Bedienung) besonders gut für den Einsatz in der Schule.
Der Einsatz digitaler Medien und Geräte darf aber kein Selbstzweck sein, sondern soll den Schülern Kompetenzen in diesem Bereich für die Zukunft vermitteln und die Unterrichtsqualität verbessern. Nicht die Technik, sondern der Schüler und der Bildungserfolg stehen im Zentrum aller Überlegungen. Deswegen soll Digitalisierung traditionellen Unterricht ergänzen, aber nicht ersetzen. Dies ist auch der Schulleiterin OStDin Christina Schedlbauer sehr wichtig. Unterrichtsmethoden und Unterrichtsmedien sind einem ständigen Wandel unterworfen und eine moderne Schule muss vor allem den enormen Motivationsfaktor nutzen, der von digitalen Medien auf die Schüler ausgeht.
Um Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes solcher Technologien auszuloten, hat sich die Aloys-Fischer-Schule professionelle Unterstützung bei der Hochschule für Medien in Stuttgart geholt. Professor Dr. Frank Thissen, dessen Schwerpunktthema die Erforschung von mobilem Lernen ist, begleitet das Projekt „Schule 3.0 – digital-vernetzt-mobil“ mit Schülerbefragungen, um Lehrern und Schülern eine wissenschaftlich fundierte Rückmeldung über Erfolg und Misserfolg einzelner Strategien zu geben und so eine Weiterentwicklung des mobilen digitalen Lernens zu ermöglichen. So kann Schule für den digitalen Umbruch wetterfest gemacht und die Qualität digitaler Bildung optimiert werden.
Michael Feidel, OStR
Stolz präsentieren die Schüler der Klasse B11 ihre Smartphones, die jetzt auch im Unterricht zum Einsatz kommen gemeinsam mit ihren Lehrkräften OStR Feidel und StRin Jungwirth sowie der Schulleiterin OstDin Schedlbauer und deren Stellvertreter StD Fleder.
Foto: Ernst, Montage: Feidel
Prof.Dr.Frank Thissen von der Hochschule für Medien unterstützt die Aloys-Fischer-Schule bei dem Projekt Schule 3.0