Flüchtlinge erzählen von ihrer Flucht nach Deutschland
Warum verlassen Menschen ihre Heimat, die sie so sehr lieben? Warum lassen Familien ihr bisheriges Leben zurück und machen sich auf den Weg nach Europa? Auf diese und andere Fragen gingen die Schüler der Fachoberschule Deggendorf Mohammed, Abdulrahman und Qutaiba , die allesamt aus dem vom Krieg zerstörten Syrien stammen, ein. Dabei berichteten die Zwillingsbrüder Abdulrahman und Qutaiba, die mit ihrer Familie über das Meer und von Griechenland aus nach Deutschland kamen, wie ihr Leben in Damaskus früher ausgesehen hat. Ihr Vater war der Leiter einer privaten Schule, was der Familie einen relativen Wohlstand sicherte. Als der Krieg in Syrien ausbrach, führte dies dazu, dass es in der syrischen Großstadt für die Jungen und deren Eltern um Leben und Tod gegangen ist. Viele Freunde der Zwillingsbrüder verloren in Vierteln unweit des Hauses der Familie ihr Leben. Dies und andere dramatische bzw. einschneidende Erlebnisse ließen eine Flucht aus dem Kriegsgebiet als unausweichlich erscheinen. Die Ankunft in Deutschland war sowohl für die beiden Jungen als auch für die Eltern nicht einfach. In einer Übergangsphase lebte die Familie in verschiedenen Asylunterkünften, heute lebt sie in einer eigenen Wohnung in der Innenstadt von Deggendorf, was eine deutliche Besserung der Lebensumstände für die Familie in Deutschland bedeutet. Auch Mohammed, der die 11. Klasse der Fachoberschule besucht, stellte sein Schicksal vor, das nicht weniger problematisch anmutet. Auch er wuchs in Syrien auf und begann nach seinem Schulabschluss ein Studium in der Ukraine. Aufgrund der Unruhen vor Ort war auch er gezwungen, zu fliehen. Er musste allerdings nicht über die See und die Balkanroute fliehen, sondern er kam per Schlepper und später per Flugzeug in Deutschland an. Seine Familie lebt derzeit in Schweden, er lebt alleine in Deggendorf. Für die Zukunft haben die drei syrischen Schüler, die schon gut Deutsch sprechen, große Pläne. Nach ihrem fest anvisierten Studium wollen sie beruflich Fuß fassen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen.
Moderiert wurde der Tag der Begegnung von der Schülerin Lida, die afghanische Wurzeln hat und als Kind mit ihren Eltern vor dem Krieg in Afghanistan geflohen ist. Auch sie berichtet über die Lebenssituation ihrer Familie nach der Ankunft in Deutschland sowie den Weg der Integration in die deutsche Gesellschaft. Derzeit arbeitet sie im Rahmen der fachpraktischen Ausbildung in der Erstaufnahmeeinrichtung für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge, die vorwiegend aus Afghanistan stammen, in Deggendorf als Übersetzerin.
Die Schülerinnen und Schüler der 12. und 13. Klassen der FOS und BOS Deggendorf zeigten großes Interesse am Schicksal der vier Mitschüler. Der abstrakte Begriff des „Flüchtlings“, der in der täglichen Debatte um Obergrenzen die menschliche Komponente häufig vermissen lässt, wurde hier sehr konkret. Die Schülerinnen und Schüler konnten zum ersten Mal Anteil am grausamen Schicksal derjenigen nehmen, die aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten zu uns gekommen sind, was von allen Seiten als sehr Gewinn bringend empfunden wurde.